Drei vergessene Persönlichkeiten in Garmisch-Partenkirchen

im 19. und 20. Jahrhundert

Herman Levi, Albrecht Haushofer, Walter Siegfried

Hermann Levi  – Dirigent, Hofkapellmeister und Förderer von Richard Strauss
Albrecht Haushofer – Professor für politische Geografie und im Widerstand gegen Hitler
Siegfried Walther –Schriftsteller, Erzähler und Zeitzeuge kulturellen Lebens in Partenkirchen

Einiges hatten diese Herren gemeinsam: sie liebten die Berge, Partenkirchen, die Kunst und lebten für einige Zeit in Partenkirchen. Von allen dreien gibt es heute noch Spuren in Partenkirchen.

Levi und Haushofer waren über die Groß- und Urgroßeltern verwandt.
Siegfried Walther pflegte einen kulturell freundschaftlichen Austausch mit Levi. Man traf sich wechselweise in den repräsentativen Villen der beiden.
Haushofer hat Levi nie getroffen, da sie in verschiedenen Jahrhunderten lebten. Beide hatten Vorfahren jüdischen Glaubens und Levi war selbst Jude, lebte aber nach außen konfessionslos.
Bei Walther Siegfried und Haushofer könnte es zu einer Begegnung gekommen sein, ist aber ungewiss, doch verband die beiden Herren die gleiche Leidenschaft – das Schreiben und die Natur im Werdenfelser Land.

Themenführung in Zusammenarbeit mit Markt Garmisch-Partenkirchen in Vorbereitung

Hermann Levi

Geboren 7. November 1839 gestorben 13. Mai 1900

Hermann Levi

Hermann Levi gilt bis heute als großartiger Dirigent und als fast vergessener Komponist. Er wurde nach großen musikalischen Lebensstationen zum Hofkapellmeister nach München berufen und wurde dort Generalmusikdirektor. Da er Richard Strauss als jungen Mann kennen lernte und dessen Talent erkannte wurde er ein Förderer des jungen Komponisten. Eine tiefe Freundschaft verband ihn mit dem Komponisten Johannes Brahms, die später an der Bewunderung zu Richard Wagner zerbrach.

Nach seiner späten Heirat mit Mary Fiedler hatte er die finanziellen Mittel sich in Partenkirchen niederzulassen. Er gab seine Arbeit in München aus gesundheitlichen Gründen auf und ließ sich eine Villa an den Riedhängen bauen, die er zusammen mit seiner Frau nur wenige Jahre vor seinem frühen Tod 1900 bewohnte. Hier traf sich zu Levis Lebzeiten die Kulturszene zum regen Austausch. Die Villa ist heute in Privatbesitz.
Auf seinen Wunsch hin wurde Hermann Levi auf dem Grundstück seiner Villa beerdigt. Mit den Jahren geriet er in Vergessenheit.

Durch Privatinitiativen rückte er wieder in’s Gedächtnis von Garmisch-Partenkirchen, und damit entbrannten heftige Diskussionen um sein Grab, eine Benennung einer Straße und des Kurparks Partenkirchen nach seinem Namen. Immerhin ist Hermann Levi Ehrenbürger von Garmisch- Partenkirchen . Nach jahrelangen Kontroversen hat man sich jetzt auf eine Neugestaltung des Grabes geeinigt, da das einstige Mausoleum in den fünfziger Jahren abgebrochen wurde und nur noch eine provisorisch abgedeckte Grabstelle übrigblieb. Den Kurpark Partenkirchen oder gar eine Straße nach Levi zu benennen scheitert bislang an unterschiedlichen Interessen, obwohl es vor dem Dritten Reich schon ein Hermann-Levi Straße gegeben hat.

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Albrecht Haushofer

Geboren 7. Januar 1903 – gestorben 23. April 1945

Albrecht Haushofer hat man mit einer Bronzetafel an der ehemaligen Villa seiner Großeltern, heute Richard – Strauss Institut in Partenkirchen, ein Gedenken gesetzt. Als Wissenschaftler und Professor für politische Geografie versuchte er das ihm verhasste Nazi Regime zu beeinflussen. Trotz Professur für Politische Geographie und Geopolitik unter den Nazis wurde die Nähe zu Rudolf Heß und das Attentat auf Hitler mit ihm in Verbindung gebracht und er daraufhin von der Gestapo verfolgt.
Das Werdenfelser Land war immer ein Stück Heimat seiner Kindheit, also  stand es außer Frage sich hierhin zu flüchten und zu verstecken.
Im Ferienhaus der Familie oberhalb der Partnachalm suchte er kurz Zuflucht um sich schließlich im Polsterhof am Mittergraseck (Gebäude mittlerweile abgebrochen) bei der Bäuerin Anna Zahler zu verbergen. Er wurde aufgespürt, in Berlin inhaftiert und 1945 ohne Prozess hingerichtet. In der Tasche seines Jacketts fand man nach seinem Tod ein Notizbuch mit seinen bekannten Moabiter Sonetten.
Diese Sonette/Gedichte haben u.a. auch die Olympischen Spiele 1936 zum Thema. Garmisch-Partenkirchen und die umliegende Bergwelt haben ihre Spuren in den Texten hinterlassen.
Haushofer ist in Berlin beerdigt.

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Walther Siegfried

20. März 1858 – gestorben 1. November 1947

Walther Siegfried dürfte der wohl Unbekannteste von den Dreien sein. Er gelangte kurzzeitig zu Ruhm und Bekanntheit als Schriftsteller und Erzähler und wurde ebenso schnell wieder vergessen. Sein bekanntestes Werk ist Tino Moralt, Leben eines Künstlers, heute noch antiquarisch zu kaufen. Als einzigem der drei ist ihm in Partenkirchen eine Straße gewidmet, direkt neben dem MAZDA Autohaus.
Siegfried kam 1890 nach Partenkirchen und baute sich eine extravagante Villa (leider abgebrochen) mit einem Turm. Heute würde man wohl nach geltendem Baustil dafür in Garmisch-Partenkirchen keine Genehmigung mehr erhalten. Nachdem seine Ehe gescheitert war zog er in ein kleineres Haus in Partenkirchen, wo er bis zu seinem Tod 1947 lebte.
Er hat vieles über seine Zeit in Partenkirchen aufgeschrieben. Ihm ist es zu verdanken, dass wir heute einen guten Einblick in das kulturelle Leben großer Persönlichkeiten haben.
Walther Siegfried ist auf dem Friedhof Partenkirchen beerdigt.

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Bilder Wikipedia